Zeitjumper, Dirk von Burgsdorff 2018, 100 x 120 cm / Acryl / Lack / Kohle auf Leinwand
Die intuitive und prozesshafte Auseinandersetzung Dirk von Burgsdorffs mit dem Medium der Malerei ist ein wiederkehrendes Element in seinem künstlerischen Oeuvre. Sie zeigt sich sowohl in der technischen Umsetzung als auch in der inhaltlichen Ausrichtung der Kunstwerke. Ausgehend von einer fragmentarischen Kohlezeichnung, die der Künstler zunächst auf die Leinwand überträgt, werden im weiteren malerischen Prozess tier- und menschenähnliche Mischwesen – die thematisch und ikonographisch allegorische Bezüge zu Ur-Mythen und Heldensagen aufweisen – lebendig.
Aus Burgsdorffs Stilistik, bestehend aus einer gedeckten Farbpalette, Misch- und Fabelwesen sowie Bezügen zur deutschen Philosophie- und Literaturgeschichte, entsteht eine stark assoziative Bildwelt, die die Grenzen zwischen Fiktion und Realität verwischt. Seine Malereien knüpfen konkret an allegorische und mythologische Sagen an und transformieren die tier- und menschenähnlichen Wesen in neue Kontexte, sodass der Betrachtende in seiner Wahrnehmung konstant zwischen einem Wiedererkennen des Gewohnten und dessen Verfremdung pendelt.
Die Malerei
Die Mischwesen – in ihrer Grundgestalt menschenähnlich – des Malers Dirk von Burgsdorff zeugen von einem poetischen Bildethos, der an die vielschichtigen Reflexionen und Denkbilder von Walter Benjamin zu Angelus Novus erinnert.
Obgleich eine bewusste Auseinandersetzung des Künstlers mit der Mythologie und mit Fabelwesen nicht stattfindet, sind diese Bezüge unverkennbar in der Ästhetik und Stilistik seiner Akteure, die schwarz konturiert den Bildraum füllen. Durch die wiederholte Verwendung von Signalfarben, wie rot, grün, blau und schwarz, entsteht eine subtile Ausgeglichenheit zwischen Gut und Böse, Optimismus und Pessimismus sowie Liebe und Hass in seinen Arbeiten.
Ebenso weisen die Bildtitel, wie unter anderem Ikarus Endspiel und Gesellschaftsspiel – die der Künstler, nach Vollendung des Werkes bewusst auswählt – auf ein allegorisches Potential hin. Die grotesken Figuren und Mischwesen, die sich aus menschlichen und tierischen Attributen zusammensetzen und aus einem geistigen Impuls des Künstlers entspringen, existieren friedlich miteinander im Bildraum und zeugen von einer irdischen Koexistenz. Dabei ist die wiederholte Verwendung der Figuren beziehungsweise einzelner Elemente keine bewusste Entscheidung Burgsdorffs, sondern vielmehr ein Resultat seines künstlerischen und intuitiven Schaffensprozesses.
Meister und Werk, Dirk von Burgsdorff 2018, 100 x 140 cm, Acryl, Lack, Kohle auf Leinwand
Die PhotoPaintings
Durch die künstlerische Zusammenarbeit von Dirk von Burgsdorff und dem Fotografen Horst Gatscher entstehen seit 2011 sogenannte PhotoPaintings – eine Wortschöpfung, die sich auf die ursprüngliche Bedeutung des Wortes Fotografie („mit Licht malen“) zurückführen lässt.
In ihren kollektiven Arbeiten löst das Künstlerduo die Grenze zwischen Malerei und Fotografie zunehmend auf und verbindet bewusst den dokumentarischen Charakter der bildgebenden Methode mit dem schöpferischen Potenzial der Malerei. Als gleichwertige Komponenten werden die malerischen und fotografischen Erzeugnisse miteinander kombiniert, inspirieren und ergänzen sich gegenseitig und lassen eine Differenzierung zwischen den Medien nicht zu.
Der kreative Entstehungsprozess der PhotoPaintings, der aus der gleichwertigen Zusammenarbeit der Künstler resultiert, wird fotografisch dokumentiert. Das subjektive Ausdrucksvermögen des Fotografen äußert sich beim Aufnehmen in der Wahl des Motivs, des Standpunktes und Blickwinkels der Beleuchtung, des Ausschnitts und der damit verbundenen „Platzierung“ der Bildelemente und ihrer Hierarchie, die wiederum durch differenzierte Schärfeneinstellung unterstrichen werden. Die Fotografien werden daher nicht den ästhetischen Vorstellungen der Malerei angepasst, sondern ergänzen die Malerei in ihrer künstlerischen Ausdrucksform.